Die große YOGA-Bio

1983

Das neue Jahr beginnt gleich mit einer unerfreulichen Nachricht. Ich kriege einen Anruf aus Rockstedt, dass die Veranstaltung im Januar abgesagt wird, da es eine Woche zuvor eine Schlägerei bei einer Disco gab und die Polizei daraufhin alle weiteren Veranstaltungen abgesagt hat. Na prima!

Fischi und ich waren Anfang des Jahres noch zweimal in Sachen Gigs unterwegs, ohne konkrete Spieltermine zu bekommen. Inzwischen meldeten sich aber doch 4 Veranstalter und unterbreiteten Spielangebote. Auch mit dem "Vogelberg" in Bleicherode liefen Verhandlungen. Dort stand damals eine wunderschöne Waldgaststätte mit Saal hinten dran. Leider gibt’s das heute alles nicht mehr. Wurde Mitte der Achtziger wegen Baufälligkeit abgerissen. Für YOGA eigentlich ein historischer Ort.

Bei den Proben im neuen Jahr gibt's dann auch internen Ärger. Pete erscheint oft unpünktlich und manchmal garnicht. Wir fühlen uns verarscht von ihm und beschließen, per Annonce einen neuen Drummer zu suchen. Darauf hat sich jedoch Niemand gemeldet. Die Probleme mit Pete lassen dann zum Glück erstmal nach. Hatte wohl 'ne schlechte Phase.

Fischi und ich hatten im Januar eine Lichtanlagenergänzung gebaut. Kommt hinter die Drums. Eine 3 m lange Traverse mit 4 Selbstbauscheinwerfern drauf (Wahnsinn!) und einer Leinwand mit dem YOGA-Logo drunter. Sah garnicht so übel aus. Inzwischen stand auch unser allererster Gig mit Einstufung und ohne fremde Hilfe vor heimischem Publikum fest. Es war der 28.1.83, Tatort "Vogelberg".

Der Saal hatte keine Bühne. Wir wollten uns aber ein wenig vom Publikum abheben. Also fahren Pete und ich am 28. vormittags 12 Reichsbahnpaletten auf den Vogelberg. Damit bauen wir ein kleines Podest von 2,80 x 4,80 m. Gegen 15 Uhr fahren wir die Anlage hoch. Das war ein großes Problem. Mein Moskwitsch war nicht der Stärkste und die Anlage sowie der Hänger hatten ihr Gewicht. Hinzu kam die wahnsinnig steile Auffahrt zum Vogelberg. Zwanzig Meter vor dem Plateau gab meine Kiste den Geist auf. Er schaffte es einfach nicht. Also sind alle raus und haben geschoben. Damit war es gerade so zu bewältigen.

Aufgebaut und ein paar Biere reingezogen. 19:15 fangen wir an. Nach dem Opener begrüßt der Kneiper des "Vogelberg" das Publikum und stellt uns vor. Das ist dort Tradition. Dann ging es mit dem "Heidenröslein" los. Erstes Interesse beim Publikum. Die Stimmung baut sich immer weiter auf und schließlich kommt unser großer Gag: der Camelsong. Kerstin hatte jedem von uns extra einen Kaftan genäht. Diese zogen wir an und sangen: "ein Kamel - geht in der Wüste hin und her, denn es hat keine Eltern mehr. Drum geht es immer hin und her". Das Ganze mit arabischen Grunzlauten und Rockgitarren versehen war eine Mischung, die die Massen toben ließ. Am Ende war es ein wahnsinnig geiler Abend und gelungener Einstand. Viele fragten uns, wann wir wieder in Bleicherode spielen.

An diesem Abend sprach mich Jemand, den ich bisher nur vom Sehen kannte, auf meine Gitarre an. Es war Ralf Kirchner. Er sagte, dass er auch Gitarre spiele. Ich maß diesem Gespräch weiter keine tiefere Bedeutung bei. Es sollte jedoch anders kommen.

Wir sollten bereits im Februar wieder in Bleicherode, diesmal im "Ratskeller", spielen. Der Termin wurde jedoch abgesagt. Das war mir ganz recht, denn ich wollte nicht zu oft in Bleicherode spielen, da sich das irgendwann mal totläuft. So fand unser nächster Gig am 5.2.83 in Straußfurt statt.

Mittlerweile benötigten wir zum Transport der Anlage 2 Hänger. Einen bekamen wir immer von einem Freund meines Bruders für 5 Mark pro Tag geliehen. Den zweiten besorgte Fischi jedesmal. Diesmal klappte es damit nicht. Also fuhr ich an dem Samstag durch Bleicherode und besuchte 1000 Leute, um einen Hänger zu organisieren. Es klappte dann schließlich doch noch.

Wir fahren gegen 14:30 los. Es herrscht starkes Schneetreiben und die Straßen sind total glatt. Natürlich hat keiner Winterreifen drauf. In Sondershausen erwägt Fischi, umzukehren. Das lehne ich ab. Dann wird es etwas besser und wir erreichen Straußfurt. Als wir erfahren, dass wir die Anlage 1 Treppe hochschleppen müssen, sind alle bedient. Noch mehr, als wir entdecken, dass der Lautsprecher von Roman's Baßbox total zugeschneit ist. Die Plane des Hängers war verrutscht. Ist aber zum Glück nichts passiert, wie sich dann herausstellt. Außerdem haben wir Hunger, da keiner Mittag gegessen hat. Beim Aufbauen stellen wir fest, dass wir 1 Karton mit Lampen vergessen haben. Fischi entschließt sich, nochmal nach Hause zu fahren. Kerstin fährt mit. Gegen 18:30 sind sie wieder zurück und um 19 Uhr geht's los. Der Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Das Publikum tanzt von Anfang an und zu absolut jedem Titel. Damit hatten wir nicht gerechnet, waren doch manche Titel überhaupt nicht zum Tanzen gedacht und geeignet. Roman versuchte mehrmals, die Leute anzuheizen. Es war jedoch nichts zu machen. Sie tanzten wie wild, ließen sich aber nicht zur Stimmung animieren. Dennoch waren wir ganz zufrieden. Wir bekamen gleich noch einen weiteren Gig für den 16.4.83.

Beim Abbauen bemerkte ich unter uns, dass das ein Pfeffersackpublikum gewesen sei. Pete hatte nichts Besseres zu tun, als das in den Saal reinzubrüllen. Wir sind aber trotzdem heil heimgekommen.

Romans Freundin und Fischi beim Aufbau des Mixers

Roman am 16.4.83

Pete beim Eintrommeln am 16.4.83

Beim Aufbau am 4.6.83 in Thalebra. Hier spielten wir den Saal leer.

In den nächsten Wochen und Monaten spielen wir sehr viel, so dass wir nicht mehr zum Proben kommen. Pete scheint irgendwie die Lust am Ganzen verloren zu haben. Wir geraten desöfteren hart aneinander. Ich hatte bei früheren Streitigkeiten schon mal mit dem Gedanken gespielt, die Band zu verlassen und mich bei LIVE zu bewerben. Martin Meißner wollte wohl, der Rest der Band war aber anscheinend nicht so einverstanden damit.

Nun fragte Martin mich, ob ich noch einsteigen würde. Ich machte mir darüber meine Gedanken. Ganz wollte ich die Band nicht platzen lassen, da wir mit den Gigs unsere Anlage abbezahlten, die wir aufgestockt hatten. Mein Vorschlag an Martin bestand dann darin, beide Bands miteinander zu fusionieren. Alle von uns außer Pete und von der anderen Band alle außer deren Gitarristen. Martin  hatte jedoch eine andere Besetzung geplant. Es nutzte nichts: wir konnten uns nicht einigen. So platzte der Deal. Und damit blieb YOGA bestehen.

Schließlich sprachen wir mit Pete ernsthaft und setzten ihm die Frist, sein Verhalten bis August grundlegend zu ändern. Andernfalls fliegt er raus. Er verspricht Besserung.

v.l.: Pete, Roman, Meikel, Ralf (vor dem TV)

Die Sache mit dem LKW

Im Juli 83 las ich eine interessante Annonce. Ein privater Händler aus Burg verkaufte einen TV. Im Volksmund "Balkanziege" genannt, da die Dinger in Rumänien gebaut wurden. Vergleichbar vielleicht mit einem VW LT 4. Wir brauchten so ein Ding wirklich dringend, denn mit den Hängern war das kaum noch zu bewerkstelligen. Nur, wie zugelassen bekommen?

Ich stellte mich dumm, rief beim Rat des Kreises, Abt. Transportwesen an, erklärte, dass wir einen LKW in Aussicht hätten und fragte, wie es denn mit der Zulassung aussehe. Und dort machte der zuständige Sachbearbeiter den wohl größten Fehler seines Lebens. Vielleicht erfaßte er nicht, dass wir Privatpersonen waren oder was auch immer. Er sagte mir, dass wir den LKW ruhig kaufen sollten. Wir kriegen ihn dann schon zugelassen.

So kauften wir also das Teil. Am darauffolgenden Dienstag wollten wir ihn in Nordhausen zulassen. Man schaute uns ungläubig an und erklärte uns, dass das für Privatpersonen nicht möglich sei und wir eine Genehmigung vom Rat des Kreises benötigten. Die bekamen wir von dem "netten" Herrn, mit dem ich telefoniert hatte, jedoch nicht. Offenbar war ihm auf einmal die Tragweite seiner mündlichen Zustimmung bewußt geworden und er machte einen Rückzieher. Wir hatten jedoch die Karre am Hals. Uns bleib nichts weiter übrig, als damit ohne Ummeldung zu fahren. Das ging wohl so 2 Jahre lang  gut. Dann beschwerte sich Jemand aus Fischis Siedlung bei der Polizei, dass da seit etlichen Monaten ein LKW mit Magdeburger Kennzeichen steht. Die Polizei setzte uns eine Frist von 2 Wochen, das Ding umzumelden. Wir hatten also die Pistole auf der Brust und überlegten krampfhaft, was wir tun können. Uns blieb kein anderer Ausweg, als eine Staatsratseingabe zu verfassen. Die richteten wir an Honecker und wir schilderten von der Zusage, die uns der Bearbeiter beim Rat des Kreises gemacht hatte.  Nur auf dieses Versprechen hin hatten wir schließlich den LKW gekauft. Wir wußten, dass eine Vorgabe existierte, solche Beschwerden innerhalb von 2 Wochen zu bearbeiten.  Was wir damit lostraten, glich einem Erdbeben.

Der Fall ging natürlich gleich zurück, jedoch auf die Bezirksebene. Ich bekam erst einmal Bescheid vom Staatsrat, dass die Sache in Bearbeitung sei und an den Bezirk weitergegeben wurde. Kurze Zeit später meldete sich der Rat des Bezirkes Erfurt. Ein “Doktor Sowieso” rief mich an und machte mich erstmal total zur Sau, weil ich mich gleich nach oben gewandt habe. Das hätte man doch auch so regeln können. Schließlich wollte man sich mit mir treffen und die Sache besprechen. An einem Freitag erschienen dann 2 Herren aus Erfurt bei mir zu Hause. Heute weiß ich, dass sie sich mit diesem Besuch lediglich nach meinem sozialen Verhalten und Umfeld in Kenntnis setzen wollten. Das war mir damals jedoch nicht bewußt.

Einige Tage später teilte man mir dann telefonisch mit, dass wir den LKW aufgrund der mündlichen Zusage des Kreises zugelassen bekommen. Welch' ein Erfolg! Welch' ein Jubel unter uns!

Ich bin später irgendwann mal wieder beim Rat des Kreises, Abt. Kultur gewesen. Da lief mir zufällig der Typ über den Weg, der mir damals die Zusage gab. Der schaute mich nicht mehr mit dem Arsch an. Er war stinksauer. Ich denke, dass durch unsere Geschichte einige Köpfe gerollt sind. Das war uns jedoch sowas von egal... Wir hatten bekommen, was wir wollten.

 

Ein neuer Mann

Zurück ins Jahr 83. Die ganze Sommerzeit über spielten wir wie verrückt. Ein Gig nach dem anderen. Das war einfach ein cooles Leben. Zwischendurch fuhr ich noch meinen Moskwitsch zu Schrott. Halb so schlimm, den hielt sowieso nur noch der Rost zusammen.

Was uns jedoch mehr und mehr zu schaffen machte, war unser Programm. Wir merkten, dass sich in der Musiklandschaft Einiges tat. Die 80er Discowelle rollte an. Breakdance war angesagt. Traten wir irgendwo auf und es war ein Breakdancer dabei, gab es eine Riesenshow in den Pausen. Gleichzeitig lehnte das Publikum unsere Oldies mehr und mehr ab. Die Gigs liefen zwar noch recht ordentlich, aber die Luft war erstmal raus. Frischer Wind mußte also rein. Und der hieß Raimund Kohnert. Wir kannten uns flüchtig und ich wußte, dass er Gitarre, Akkordeon und Mundharmonika spielte.

Ich fragte ihn also, ob er Lust hätte, bei YOGA einzusteigen. Er hatte Lust. Ich sprach es in der Band an. Fischi und Kerstin waren dagegen. Roman und Pete waren für Raimund. Also kam er nach Abstimmung rein. Das war im Sommer. Er bewährte sich bei uns sehr gut und unsere Musik wurde durch die zusätzlichen Instrumente weitaus abwechslungsreicher. Wir probten mittlerweile bei Fischi im Gartenhäuschen, da unser Proberaum am Festplatz den Sommer über wegen Veranstaltungen gebraucht wurde.

Am 15.7.83 war unser letzter Gig vor dem Sommerurlaub. Ende August sollte es weitergehen.

Ende Juli 83 geht Fischi bei einer Privatfahrt der Motor des TV kaputt. Am 26.8.83 steht der erste Gig nach dem Urlaub an und wir haben immer noch einen defekten LKW. Wir spielen in Kehmstedt, 7 km von Bleicherode entfernt. Das läßt sich mit Hänger und 2x fahren gerade noch bewältigen. In der Woche vor dem 26.8.83 haben wir nochmal geprobt. Wie groß war der Schreck, als wir in Fischi's Gartenhaus kamen und die Anlage sahen. Alles total verrottet, da das Gartenhäuschen nicht massiv gebaut war und so die Feuchtigkeit leichtes Spiel hatte. Wir beschließen, sofort wieder in den Raum auf den Festplatz zu gehen. Ich speche mit dem Klubhaus und so können wir Ende August dort auch wieder einziehen.

Der nächste Gig soll am 2.9.83 in Menteroda stattfinden. Wir haben zwar nun einen neuen Motor, der aber noch eingebaut werden muß. Das macht Fischi in seinem Garten selbst, wo der TV mittlerweile steht. Wegen unvorhergesehenen Schwierigkeiten schafft er es aber nicht bis zum 2.9., so dass ich den Gig  absagen muß. Dort ist man "hoch erfreut". Die kommende Woche bauen wir gemeinsam den TV-Motor ein. Es drängt, denn schon am 10.9. soll in Großbrüchter der nächste Gig sein. Wir sind also nicht nur Musiker, sondern auch Elektriker, Maurer und Kfz-Mechaniker.

Im Urlaub war ich in der Tschechei. Bei einem Pragbesuch sah ich eine Gitarre, die es in der DDR nicht zu kaufen gibt. Ein "Gibson Les Paul" Klon. Mein absoluter Traum. Das Teil mußte ich haben. Aber wie? Es kostete 1300.- Mark. Pro Tag Aufenthalt durfte man nur 20 Mark tauschen. Ich überredete meine Oma, ging mit ihrem Pass zur Sparkasse und holte mir die nötigen Kronen. Die guckten dort zwar dumm und fragten, was eine 83-jährige Frau so lange in der Tschechei will, gaben mir letztlich aber doch die Kohle. Damit ausgerüstet fuhren Kerstin und ich am 8.9.83 nach Prag und ich kaufte mir die heißersehnte Gitarre. Der Schmuggel über die Grenze verlief komplikationslos und so waren wir am nächsten Tag wieder glücklich in der Heimat.

Am 10.9.83 beladen wir am Nachmittag den LKW. Fischi ist Richtung Sangerhausen gefahren, um seine Freundin abzuholen. Er ist jedoch noch nicht zurück und wir werden langsam unruhig. Gegen 16 Uhr erscheint mein Vater am Proberaum und teilt uns mit, dass Fischi angerufen hat. Wir sollen noch warten. Er hatte einen Unfall, ihm ist einer reingefahren. Der LADA sei aber fahrbereit. Gegen 18:30 erscheint er dann endlich. Da ist es natürlich viel zu spät, um noch zum Gig zu fahren. Fischi kann auch nicht gleich wieder von zu Hause weg, da seine Eltern mächtig Streß wegen dem Auto machen. Ich rufe an und sage den Gig ab.

Seit September besuchen Roman und ich die Musikschule in Nordhausen. Das findet 1x die Woche, immer donnerstags statt. Wir haben es als nötig erachtet, unsere instrumentalen Fähigkeiten zu verbessern.

Für Ende Oktober ist, gemeinsam mit "LIVE", ein Gig in Bleicherode im Klubhaus angesagt. Ein Solikonzert unter dem Motto "Rock für den Frieden". Das geht dann auch über die Bühne, für uns jedoch nicht so erfreulich. Unsere Anlage klingt beschissen. Jögi ist auch da und gibt uns einige Tipps für eine Verbesserung der Anlage, die mit seiner Hilfe dann auch umgehend realisiert werden.

In dieser Zeit haben wir auch viel Ärger mit der Zulassung des TV's. Fischi und ich waren einige Male in Nordhausen beim Rat des Kreises. Es wollte nicht gelingen, die nötigen Papiere zu bekommen. Und noch etwas macht uns große Sorgen: das Jahr ist fast um und wir haben noch keinen einzigen Gig für 1984. In Verzweiflung schreibe ich einen Brief an das Kreiskabinett für Kulturarbeit, worin ich um musikalische und finanzielle Unterstützung bitte.

Mitte November 83 haben wir schon wieder einen Gig in Bleicherode, wieder im "Ratskeller". Der Gig läuft voll vor den Baum. Das Publikum ist von unserer lahmen Oldiemusik nicht mehr angetan. Man will uns in Bleicherode nicht mehr hören. Mit dem Gig ist uns die Lust vergangen, in Bleicherode zu spielen.

Mein Vater hat uns mittlerweile ein Spriegelgestell für den TV gebaut und kurze Zeit später ist eine Plane drauf. Jetzt können wir auch im Winter unbesorgt spielen, ohne Angst zu haben, dass das Wetter unser wertvolles Equipment beschädigt.

Wir proben nun regelmäßig 2x die Woche, da ich uns wieder zur Einstufung angemeldet habe. Raimund dürfte eigentlich nicht mit auftreten ohne Spielerlaubnis. Zumindest darf ich ihn nicht mit in die Verträge aufnehmen, d.h. wir können für ihn auch keine Gage verlangen. Wir nehmen uns vor, diesmal die Oberstufe zu erreichen.

Am 26.11.83, also genau 1 Jahr später, ist es wieder soweit. Wir fahren nach Nordhausen zur Einstufung. Diese läuft leider überhaupt nicht so, wie wir es geplant hatten. Es scheint bei uns irgendwie die Luft raus zu sein. Jeder scheint es zu spüren, doch keiner bringt den Mut auf, es offen auszusprechen. Das erledigt dann die Einstufungskommission für uns. Man sagt uns auf den Kopf zu, dass unsere Show nach hinten losging. Es kam nichts von der Bühne runter. Außerdem sei der Sound schlecht gewesen, was auf mangelnde Qualität des Equipments zurückzuführen sei.

Wir haben die Oberstufe NICHT geschafft! Unsere bisher größte Niederlage. Mir standen beim Hinausgehen fast die Tränen in den Augen.

So nach und nach wich der erste Schreck und wir versuchten, auch positive Aspekte zu erkennen. Schließlich hatte Raimund nun seine offizielle Spielerlaubnis. Das war erstmal das Wichtigste. Und wir haben aufgezeigt gekriegt, dass wir nicht die Größten sind, sondern noch sehr viel zu arbeiten haben.

Auf der Heimfahrt von Nordhausen kommt mir eine Idee, die ich gleich unterbreite, die jedoch keine Begeisterung hervorruft. Wir spielen 1 Jahr lang Tanzmusik, um Geld für besseres Equipment reinzuspielen und versuchen es danach wieder mit der Oberstufe. Die Tanzmusik nur im ganz kleinen Rahmen, ohne Techniker und ohne aufwändige Rockmusiktechnik. Schließlich kann ich meine Kollegen von der Notwendigkeit der Sache überzeugen.

Eine Woche später geht’s schon los. Wir müssen jedoch sofort erkennen, dass Tanzmusik nicht leichter als Rockmusik zu spielen ist, will man es gut machen. Das hatten wir nämlich eigentlich gedacht.

Nach 2 Proben erscheint Raimund nicht mehr. Offensichtlich hat er keine Lust an dieser Art von Musik.  Er hatte öfter auch keine Lust zum Arbeiten und verursachte Fehlschichten. Ich drohte ihm 4 Monate zuvor, ihn aus der Band zu werfen, wenn das noch einmal vorkommt. Wir standen in der Öffentlichkeit und konnten uns solche Sachen für's Image nicht leisten. In dieser Zeit nun vermeldete der Bleicheröder Buschfunk, dass Raimund wieder mal dem Job ferngelieben war und ich wollte ihn rauswerfen. Dazu kam es jedoch nicht, da er sich einfach nicht mehr blicken ließ und in Bleicherode rar machte.

 

Ralf und ein neues YOGA-Kapitel

Damit war das Kapitel "Raimund" abgeschlossen und wir standen wieder da wie zuvor. Ich hatte mir in Bezug auf Raimund jedoch seit einiger Zeit ein Hintertürchen offengehalten. Dieses hieß "Ralf Kirchner", 17 Jahre jung und spielte um Etliches besser Gitarre als Raimund.

Pete und ich fahren eines Nachmittags zu ihm und sprechen mit ihm. Er ist trotz Tanzmusik sofort damit einverstanden, bei uns einzusteigen. Am Mittwoch nach dem Treffen soll die erste Probe stattfinden.

Diese und die nächsten verlaufen recht gut. Ralf schlägt sich achtbar. Dann kommt uns eine eigentlich längst fällige Idee: wir verjüngen radikal unser Programm, schmeißen die Bluesimprovisationen, Oldies und andere schwer tanzbare Titel raus. Hineingenommen werden sollen rockige, neuere und gut tanzbare Nummern. Die hauptsächlichen Impulse dazu kommen von Ralf. Er ist mit seinen 17 Jahren voll in der Szene drin und weiß, was das Publikum hören will.

Die Änderungen betreffen auch die Pausenmusik. Wir wollen nichts mehr dem Zufall überlassen, sondern ein 5-stündiges, durchgeplantes Programm auf die Beine stellen.

oben: Pete, Ralf, darunter v.l.: Meikel, Roman

Unser Equipment im Mai 83

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last update: 01.7.2001

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